Mobiler 4G/5G-Router

Mobiler 4G/5G-Router

Mobiler 4G/5G-Router mit mehreren SIM-Karten für Bonding beim IRL-Streaming – Kaufberatung

Der große Mobiler 4G/5G-Router Ratgeber. Live-Streaming „In Real Life“ (IRL) – also das Übertragen von Alltagsaktivitäten oder Outdoor-Abenteuern in Echtzeit – stellt hohe Anforderungen an die mobile Internetverbindung. Ein plötzlicher Verbindungsabbruch oder eine instabile Bitrate kann den Stream ruinieren und Zuschauer vergraulen. Um unterwegs eine zuverlässige und schnelle Verbindung sicherzustellen, setzen immer mehr professionelle Streamer auf mobile 4G/5G-Router mit mehreren SIM-Karten und Bonding-Funktion. Diese speziellen Router bündeln (engl. bonding) mehrere Mobilfunk-Verbindungen zu einer „unbrechbaren“ Datenleitung, sodass selbst bei schwankendem Empfang oder Netzwechsel der Stream stabil weiterläuft. Doch worauf muss man achten, wenn man solch einen Router für IRL-Streaming kaufen möchte? In diesem umfassenden Ratgeber erklären wir die Technik, wichtige Kaufkriterien und stellen empfehlenswerte Geräte von günstig bis professionell vor – inklusive besonderer Features, technischer Details und Preisrahmen.



Was bedeutet Bonding und warum ist es wichtig?

Bonding bezeichnet im Netzwerktechnik-Kontext das Bündeln mehrerer Internetverbindungen zu einer gemeinsamen, schnelleren und ausfallsicheren Verbindung. Anders als herkömmliches Failover (bei dem bei Ausfall einer Leitung auf eine andere umgeschaltet wird) oder Load Balancing (Lastverteilung auf mehrere Leitungen für unterschiedliche Datenströme) sorgt Bonding dafür, dass alle aktiven Verbindungen gleichzeitig für einen einzelnen Datenstrom genutzt werden. Für IRL-Streaming – das Senden eines konstanten Videostreams – ist Bonding ideal: Die Bandbreiten mehrerer Mobilfunknetze (z.B. verschiedener Anbieter) werden addiert, und Funklöcher oder Überlast in einem Netz werden durch die anderen aufgefangen. Praktisch heißt das: Selbst wenn eine SIM-Karte gerade wenig Upload durchlässt oder ins Funkloch gerät, bleibt der Stream dank der parallel laufenden zweiten, dritten usw. Verbindung flüssig. Bonding erhöht sowohl die Gesamtbandbreite (wichtig für hohe Videoqualität, z.B. 1080p60) als auch die Verbindungsstabilität erheblich. Gerade beim Streaming unter freiem Himmel, auf Reisen oder in bewegten Szenarien ist dies ein Game-Changer, um Zuschauern ein unterbrechungsfreies Erlebnis zu bieten. Allerdings erfordert echtes Bonding spezielle Technik: Der Router muss den Datenverkehr aufteilen und einen Gegenpart in der Cloud oder im Rechenzentrum haben, der die Pakete wieder zusammensetzt. Viele der hier vorgestellten Geräte bieten hierfür eigene Dienste oder arbeiten mit VPN-Tunneln und Cloud-Servern, damit die gebündelte Verbindung als ein virtueller Internetzugang funktioniert.

Wichtige Kriterien beim Kauf eines Bonding-Routers

Beim Vergleich von mobilen Multi-SIM-Routern für Bonding gibt es eine Reihe von Faktoren, die Sie beachten sollten. Hier die wichtigsten Kaufkriterien und Besonderheiten, auf die man beim Kauf achten muss:

  • Anzahl der Modems und SIM-Slots: Entscheidend ist, wie viele Mobilfunkverbindungen tatsächlich gleichzeitig genutzt werden können. Viele Router haben zwar zwei oder mehr SIM-Steckplätze, aber das bedeutet nicht immer Bonding! Dual-SIM kann auch nur heißen, dass eine zweite Karte als Reserve/Fallback dient. Für echtes paralleles Bonding braucht das Gerät mehrere unabhängige Mobilfunk-Modems. Beispielsweise verfügt ein Dual-Modem-Router über zwei Funkmodule, die gleichzeitig zwei Datenverbindungen aufbauen können. Achten Sie also darauf, ob das Gerät zwei, drei oder noch mehr Modems besitzt (z.B. „Dual LTE“, „Quad LTE“) und nicht nur duale SIM-Steckplätze an einem einzelnen Modem. Je mehr Modems aktiv, desto mehr Netze können gebündelt werden – was Reichweite und Tempo erhöht.
  • Unterstützte Mobilfunkstandards (4G/LTE und 5G): Überlegen Sie, ob Sie bereits 5G-Unterstützung benötigen oder ob LTE (4G) ausreicht. 5G-Router bieten in Städten und ausgebauten Gebieten deutlich höhere Durchsatzraten und geringere Latenzen als LTE. Für zukunftssicheres Streaming in den nächsten Jahren kann ein 5G-fähiges Modell sinnvoll sein, gerade wenn hohe Bitraten (z.B. 4K-Streaming) geplant sind. Allerdings sind 5G-Geräte spürbar teurer und verbrauchen oft mehr Strom. LTE ist mittlerweile nahezu flächendeckend verfügbar und ein LTE-Advanced (4G+) Router kann mit Carrier Aggregation auch schon beachtliche Geschwindigkeiten erreichen. Optimal sind Router, die 4G und 5G unterstützen, sodass Sie flexibel sind. Prüfen Sie auch die unterstützten Frequenzbänder: Für den weltweiten Einsatz sollte das Gerät möglichst viele LTE/5G-Bänder abdecken, insbesondere die in Europa genutzten B3, B7, B20 (LTE) und n78, n1 (5G) etc., damit Sie in verschiedenen Regionen Empfang haben.
  • Bandbreite und Modem-Kategorie: Eng damit verbunden ist die Leistungsfähigkeit der eingebauten Modems. LTE-Modems werden in Kategorien (Cat) angegeben: z.B. Cat.6 (bis ~300 Mbit/s Download / 50 Mbit/s Upload), Cat.12 (~600/150 Mbit/s), Cat.20 (~2 Gbit/s/150 Mbit/s) usw. Ein höherwertiges Modem kann mehr Frequenzen bündeln und höhere Datenraten erreichen – sofern das Mobilfunknetz dies hergibt. Für Bonding relevant ist insbesondere der Upload: Ein Cat.6-Modem hat meist max. 50 Mbit/s Upload, Cat.12 oder 5G können 100 Mbit/s und mehr bieten. Wenn Sie z.B. zwei Cat.6-Modems bündeln, könnten Sie theoretisch bis ~100 Mbit/s Upload erreichen (idealtypisch). In der Praxis sind die Werte niedriger, aber es zeigt: Modem-Kategorie und Anzahl der Modems bestimmen gemeinsam die mögliche Gesamtbandbreite. Für FullHD-Streams reichen einige zehn Mbit/s Upload; für höhere Auflösungen mit Spielraum sind 50+ Mbit/s sinnvoll. Achten Sie also auf Geräte mit möglichst aktuellen Modems (LTE Advanced Pro oder 5G) und mehreren Modems, um genügend Reserven zu haben.
  • Bonding-Technologie und Dienste: Nicht jeder Multi-WAN-Router beherrscht automatisch echtes Bonding. Oft ist eine zusätzliche Software oder ein Service nötig. Hersteller wie Peplink (Pepwave) bieten z.B. SpeedFusion an – eine firmeneigene VPN-Bonding-Technologie, die auf ihren Routern läuft. Dafür braucht man entweder einen Peplink-Bondingserver (Hardware oder virtuell) oder man bucht den SpeedFusion Cloud Service. Ähnlich haben andere Hersteller ihre Cloud-Dienste. Einige professionelle Geräte (z.B. LiveU) nutzen proprietäre Protokolle wie LRT™ und erfordern ein Cloud-Abo, während offene Lösungen wie SRT (Secure Reliable Transport) auch von Open-Source-Projekten genutzt werden (z.B. beim BELABOX-System). Wichtig: Prüfen Sie, ob im Router Bonding-Software integriert ist und ob zusätzliche Kosten entstehen. Manche Router können auch mit Drittsoftware arbeiten – z.B. lässt sich auf einem Router mit OpenWrt theoretisch eine Bonding-Lösung wie MPTCP (Multipath TCP) oder Speedify realisieren, aber das erfordert bastlerisches Geschick. Idealerweise unterstützt der Router nativ Funktionen wie VPN-Bonding, Kanalbündelung oder SD-WAN, oder es gibt zumindest eine klare Anleitung vom Hersteller, wie man die Bündelung einrichtet. Schauen Sie also in die Produktbeschreibung nach Begriffen wie „Bandwidth Bonding“, „Link Aggregation“, „WAN Bündelung“ etc.
  • Wi-Fi und Anschlüsse: Ein mobiler Router dient meist als Hotspot für Ihre Streaming-Geräte (z.B. Laptop, Kamera-Encoder oder Streaming-Smartphone). Daher sollte er WLAN als Access Point bereitstellen und/oder LAN-Ports für kabelgebundene Geräte. Viele mobilen Router funken auf Dualband-WLAN (2,4 und 5 GHz), manche neuere sogar Wi-Fi 6 (802.11ax) für bessere Performance bei mehreren Clients. Überlegen Sie, ob Sie Geräte per Ethernet anschließen möchten – z.B. einen PC oder eine professionelle Streaming-Encoder-Einheit; dann ist ein Gigabit-LAN-Port notwendig. Einige Geräte können auch USB-Tethering nutzen (z.B. einen zusätzlichen Handy-Hotspot per USB als weiteren WAN einspeisen). Ein HDMI-Anschluss werden Sie an Routern nicht finden – der gehört zu Encoder-Geräten (siehe Profi-Geräte unten). Wichtig ist aber, dass der Router genügend Schnittstellen bietet: mehrere SIM-Slots, evtl. microSD (für Logs/Updates), ggf. RS232/RS485 für industrielle Anwendungen (bei Profi-Routern) – letzteres ist für Streaming weniger wichtig, zeigt aber den industriellen Charakter mancher Geräte.
  • Externe Antennen und Empfang: Mobilfunk ist nur so gut wie sein Signal. Gerade beim Streaming unterwegs ist man nicht immer in idealer Empfangslage. Hier punkten Router, die Anschlüsse für externe Antennen besitzen. Viele Profi- und Industriegeräte haben SMA-Antennenbuchsen für Mobilfunk (und oft separate fürs WLAN und GPS). So können Sie z.B. leistungsfähige Omni-Antennen oder Richtantennen anschließen, oder die mitgelieferten Antennen höher positionieren (einige kommen mit Magnetfuß für Autodachmontage). Achten Sie auf die Anzahl der Antennen: Ein 2×2-MIMO LTE Modem nutzt in der Regel zwei Antennen, 5G mit 4×4-MIMO sogar vier – das Gerät sollte entsprechend Anschlüsse haben. Antennenvielfalt und -qualität beeinflussen direkt Reichweite und Durchsatz. In einem IRL-Backpack ist oft wenig Platz für große Antennen; dort verwendet man dann kleine Rundstrahlantennen. Bei stationärem oder fahrzeugmobilen Einsatz kann man mit externen MIMO-Antennen viel herausholen. Prüfen Sie auch, ob das Gerät Diversity oder MIMO unterstützt (praktisch alle modernen tun das) und ob ggf. GPS-Empfänger an Bord sind (manche Router bieten GPS-Tracking – nützlich für Fahrzeugflotten, optional für Streamer um z.B. den Standort einzublenden).
  • Stromversorgung und Mobilität: Ein mobiler Router sollte idealerweise unterwegs betrieben werden können, also z.B. an einer Powerbank oder V-Mount Akku hängen, oder einen eigenen Akku besitzen. Manche handlichen 4G/5G-Router (vor allem die kleineren Hotspots) haben einen integrierten Akku, der 6–10 Stunden halten kann – diese sind aber meist nur Single-SIM und ohne Bonding. Die meisten Bonding-Router in Profi-Qualität haben keinen integrierten Akku und sind dafür ausgelegt, über Netzteil oder DC-Eingang betrieben zu werden. Für den mobilen Einsatz muss man also eine Stromquelle (USB-C-PD Powerbank, 12V-Batterie, etc.) bereitstellen. Achten Sie beim Kauf auf die Spannungsversorgung: Einige Router akzeptieren 12 Volt DC (Kfz-Bordnetz) direkt, andere haben breite Eingangsbereiche (z.B. 12–48V) und Klemmen für Akkus. USB-C-PowerDelivery ist bei wenigen Geräten als Input vorhanden (manche neuere Peplink-Modelle bieten duale USB-C Eingänge als alternative Stromquelle). Größe und Gewicht spielen ebenfalls eine Rolle: In einem Streaming-Rucksack ist Platz und Gewicht begrenzt. Ein industrieller Multimodem-Router kann 1-2 kg wiegen und ein paar Zentimeter dick sein – das muss man unterbringen. Es gibt aber auch kompaktere Lösungen. Überlegen Sie also, ob Sie das Gerät stationär, im Fahrzeug oder am Mann betreiben wollen, und wählen Sie entsprechend Formfaktor und Befestigungsmöglichkeiten (Montagewinkel, Hutschiene, Rucksack etc.).
  • Verwaltung und Benutzerfreundlichkeit: Ein weiteres Kriterium ist, wie einfach sich der Router einrichten und überwachen lässt. Gute Geräte haben ein webbasiertes Interface für alle Einstellungen, manche bieten Smartphone-Apps. Features wie Remote-Management in der Cloud (z.B. Peplink InControl2, Teltonika RMS) ermöglichen es, den Router aus der Ferne zu konfigurieren – praktisch, wenn man mehrere Geräte betreibt oder unterwegs Support braucht. Schauen Sie, ob die Oberfläche übersichtlich ist und welche Funktionen vorhanden sind (z.B. Traffic-Monitoring pro SIM, Datenverbrauchslimits mit automatischem SIM-Switch bei Volumenüberschreitung, SMS-Statusmeldungen, VPN-Konfigurationen, QoS-Einstellungen etc.). Bei einigen Routern gibt es Spezialfunktionen: etwa Ignition-Sensing (Erkennen der Zündung im Fahrzeug), GPS-Auswertung, Captive Portal (für Hotspot-Angebote) oder gar Docker-Container-Support (bei Pepwave Transit Duo Pro für eigene Skripte). Diese Extras mögen für IRL-Streaming weniger relevant sein, zeigen aber die Flexibilität des Geräts. Letztlich sollte die Bonding-Konfiguration so einfach wie möglich sein – idealerweise „einschalten und läuft“. Geräte, die nach dem Motto „plug & play“ vorkonfiguriert sind (teilweise von Dienstleistern), nehmen viel Arbeit ab. Wenn Sie weniger technikaffin sind, lohnt eventuell ein Komplett-Bundle (manche Anbieter verkaufen fertig eingerichtete Rucksäcke oder Kits).
  • Preis und Folgekosten: Die Spannbreite ist groß – von etwa 300 € für einfache Lösungen bis weit über 5.000 € für Profi-Systeme. Wichtig ist, das Preis-Leistungs-Verhältnis anhand Ihrer Anforderungen zu beurteilen. Ein hoher Anschaffungspreis kann sich lohnen, wenn dafür laufende Servicegebühren entfallen. Umgekehrt sind manche Geräte günstig, benötigen aber ein Abo für Bonding-Server oder teure SIM-Karten-Bündel. Kalkulieren Sie auch die Betriebskosten: Sie brauchen für jede aktive Verbindung einen Datentarif – idealerweise mit viel oder unbegrenztem Datenvolumen. Wenn Sie z.B. vier SIMs bündeln und jede hat eine „Unlimited“-Flatrate für ~30 € im Monat, zahlen Sie ~120 € monatlich allein für Daten. Dazu können Kosten für Bonding-Dienste kommen: z.B. verlangt LiveU für seinen LRT-Service oder Teradek für „Core“ Gebühren, Peplink’s SpeedFusion Cloud gibt es in begrenztem Volumen gratis und darüber hinaus als Abo. Auch Cloud-Server (etwa eigene VPS für Speedify/OpenMPTCProuter) sind zu berücksichtigen. Kurzum: neben dem einmaligen Gerätepreis sollten Sie die laufenden Kosten für Daten und Services in Ihr Budget einplanen. In unserer Vorstellung der Geräte unten nennen wir jeweils ungefähre Preise und weisen auf erforderliche Abos hin.

Nachdem wir die Grundlagen und Kriterien geklärt haben, schauen wir uns nun konkrete Geräte in verschiedenen Kategorien an – von preisgünstigen Einsteiger-Lösungen über die Mittelklasse bis hin zu professionellen High-End-Geräten. So finden Sie je nach Budget und Bedarf das passende Equipment für stabilen IRL-Streamingspaß.

Preisgünstige Lösungen (Einsteigerklasse)

In der Einsteigerklasse finden sich Lösungen, die bereits Mehrfach-SIM-Funktionalität bieten, aber zu moderaten Preisen erhältlich sind. Hier muss man manchmal leichte Abstriche bei maximaler Geschwindigkeit oder Komfort machen, erhält jedoch solide Grundfunktionalität für einfaches Bonding. Diese Geräte eignen sich für Hobby-Streamer oder erste Experimente mit Multi-SIM-Streaming, sowie für Nutzer mit begrenztem Budget. Typischerweise bewegen sich günstige Bonding-Router im Bereich 300–800 Euro. Einige interessante Optionen:

  • Teltonika RUTX12: Dieses industrielle LTE-Routermodell der litauischen Firma Teltonika bietet zwei eingebaute LTE Cat.6 Modems, die parallel arbeiten können. Damit sind zwei SIM-Verbindungen gleichzeitig nutzbar (insgesamt hat das Gerät sogar 4 SIM-Slots – je Modem zwei, um beispielsweise zwei Verträge pro Modem im Wechsel zu nutzen). Der RUTX12 unterstützt LTE Cat.6 mit bis zu 300 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload pro Modem. Durch Load Balancing kann er beide Verbindungen für höhere Gesamtperformance nutzen; echtes Bonding ließe sich über einen VPN-Tunnel manuell einrichten. Besonderheiten sind Dual-Band Wi-Fi ac (Wave-2) als Hotspot, 5x Gigabit-Ethernet (4x LAN, 1x WAN) und sogar Bluetooth LE. Er ist robust gebaut (Metallgehäuse) und für Mission-Critical-Anwendungen gedacht – bei Ausfall einer Verbindung schaltet er nahtlos um (Failover), oder nutzt beide für Durchsatz. Preislich liegt der Teltonika RUTX12 bei ca. 350–400 €. Dafür bekommt man eine sehr zuverlässige Hardware mit guter Weboberfläche (RutOS, basierend auf OpenWrt). Bonding-Funktion an sich bietet RutOS nicht out-of-the-box, aber via VPN (z.B. mit Bonding-Software wie Bondix SNA oder OpenMPTCProuter) kann man die Dual-WAN-Fähigkeit nutzen. Für Einsteiger, die etwas technisches Geschick haben, ist der RUTX12 eine preiswerte Lösung, um zwei LTE-Netze zu kombinieren. Mit zusätzlichen Tools lässt sich damit schon ein spürbar stabilerer Stream erreichen als mit nur einer SIM.
  • Peplink/Pepwave UBR LTE (Dual 4G-Router): Peplink ist ein renommiertes Unternehmen im Bereich SD-WAN und Bonding. Das Modell UBR LTE (Ultimate Bonding Router) ist ein vergleichsweise günstiger Dual-Modem-Router ihrer Pepwave-Serie. Er verfügt über 2 LTE-Modems (Cat.4 oder Cat.7 je nach Variante) und insgesamt 4 SIM-Steckplätze (2 pro Modem), was für Redundanz und Carrier-Wechsel gut ist. Mit Cat.4-Modems sind max. 150 Mbit/s Downlink und 50 Mbit/s Up möglich – für 720p oder 1080p-Streaming reicht das in Summe aus. Der UBR LTE unterstützt SpeedFusion Bonding – d.h. er kann die firmeneigene Bonding-Technologie von Peplink nutzen, um beide Verbindungen zu bündeln. Tatsächlich ist bei dem Gerät eine PrimeCare-Lizenz oft inklusive (für das erste Jahr), welche SpeedFusion Cloud ermöglicht. So lässt sich relativ unkompliziert ein Bonding-Tunnel zu Peplinks Server einrichten, ohne eigene Infrastruktur. Die UBR-Modelle haben WLAN (2,4 GHz) und mehrere Ethernet-Ports, sind lüfterlos und kompakt. Preislich startet der Pepwave UBR LTE bei etwa 700–800 €. Er ist somit etwas teurer als Teltonikas Lösung, bietet dafür aber direkt eine erprobte Bonding-Engine (SpeedFusion) und die Integration in Peplinks Cloud-Management. Für jemanden, der eine Plug&Play-Bondinglösung mit zwei 4G-Leitungen sucht und nicht selber mit Software basteln möchte, ist der UBR LTE eine gute Einstiegswahl. (Beachten: die maximale gebündelte Bandbreite ist durch die Modems und SpeedFusion (~40 Mbit/s Tunnel bei Cat.4) begrenzt, aber für einen stabilen HD-Stream ausreichend.)
  • DIY-Bonding-Lösungen (Speedify, Raspberry Pi & Co): In der Budget-Kategorie sei auch die Möglichkeit erwähnt, mit etwas Technik-Know-how eigene Bonding-Lösungen zu bauen. Zum Beispiel nutzen manche IRL-Streamer einen Mini-Router oder Einplatinencomputer (z.B. Raspberry Pi, GL.iNet Router) mit mehreren USB-Modems oder via WLAN-Tethering von Smartphones, um so mehrere Verbindungen zu bündeln. Softwarelösungen wie Speedify (ein Bonding-VPN-Dienst) oder OpenMPTCProuter können auf einem solchen Gerät laufen. Das ist zwar kein „Produkt von der Stange“, erlaubt aber mit relativ geringem finanziellen Aufwand (viele haben alte Smartphones oder USB-Sticks herumliegen) ein Bonding-Experiment. Beispielsweise kann man einen Raspberry Pi 4 mit Speedify betreiben und 2–3 Handys per USB daran anschließen – Speedify bündelt dann die Verbindungen in seiner Cloud. Die Kosten sind hier vor allem die Speedify-Subscription (ca. 9€ im Monat) und natürlich die Daten-SIM-Tarife. Solche DIY-Lösungen erfordern Bastelarbeit und sind weniger kompakt (Kabelverhau mit Powerbank und Modems), funktionieren aber überraschend gut als Einstieg. Alternativ gibt es Open-Source-Projekte wie BELABOX, die auf Hardware wie dem Nvidia Jetson oder Orange Pi eine komplette Streaming-Encoder-und-Bonding-Einheit aufbauen – das richtet sich aber an sehr versierte Nutzer. Für die meisten Einsteiger ist einfacher: einen günstigen Dual-SIM-Router wie oben genannt kaufen, oder Speedify auf einem Laptop/Tablet nutzen. Dennoch – wer wirklich sparen muss und bereits mehrere Smartphones hat, kann zunächst auch „Software-Bonding“ mit mehreren Hotspots ausprobieren, bevor er in dedizierte Hardware investiert.

Mittelklasse-Geräte

In der Mittelklasse bewegen wir uns in Preisregionen von ungefähr 800 bis 1500 Euro. Hier findet man Router mit höherer Leistung, mehr Features und oft auch schon 5G-Unterstützung. Diese richten sich an fortgeschrittene Streamer oder semiprofessionelle Anwender, die regelmäßige IRL-Streams in hoher Qualität durchführen. Mittelklasse-Router bieten meist 2 simultane Mobilfunkmodule (manchmal 3-4 in älteren LTE-Modellen) und haben robustere Hardware, bessere Antennen und erweiterte Softwarefunktionen. Einige empfehlenswerte Vertreter:

  • Peplink MAX Transit Duo (CAT-12 Dual-Modem): Die MAX Transit Duo Serie von Pepwave (Peplink) ist ein klassischer Dual-LTE-Router für mobile Einsätze. Die Transit Duo in der Pro-Version enthält zwei LTE-A Modems der Kategorie 12, also je Modem bis 600 Mbit/s Downlink und 150 Mbit/s Uplink. Praktisch heißt das, sie kann zwei LTE Advanced Verbindungen gleichzeitig nutzen und über SpeedFusion zu einer fetten Leitung bündeln. Das Gerät hat vier SIM-Slots (2 pro Modem) für mehrere Tarife oder Netzbetreiber. Besonders attraktiv: Im Lieferumfang ist meist 1 Jahr Peplink PrimeCare enthalten, was die Nutzung von SpeedFusion Bonding, WAN-Smoothing und Hot Failover einschließt. Damit erhält man ohne zusätzliche Gebühren ein Jahr lang den vollen Bonding-Service. Die MAX Transit Duo ist für Fahrzeug- und Outdoor-Einsatz gebaut: robustes Metallgehäuse, erweiterter Temperaturbereich, GPS-Receiver integriert (für Flottenverfolgung) und Simultanes Dual-Band WLAN 6 als Access Point für Geräte. Mit Gigabit-WAN und -LAN kann man auch noch einen Festnetzanschluss einspeisen oder mehrere Clients per Kabel versorgen. Im Gegensatz zur Einstiegsserie hat dieser Router keine eigene Batterie – Strom kommt über 12V DC (KFZ tauglich) oder sogar über USB-C Ports (er besitzt zwei USB-C, über die man ihn alternativ speisen kann, was z.B. mit Powerbanks genutzt werden kann). Preislich liegt die MAX Transit Duo (Pro) um die 1200 €. Das ist ein spürbarer Aufpreis zur Budgetklasse, doch dafür bekommt man professionelle Performance: Im Bonding-Modus sind durchaus 100–150 Mbit/s kombinierter Durchsatz erreichbar (ohne Verschlüsselung sogar bis 400 Mbit/s laut Hersteller). Für IRL-Streamer, die weltweit unterwegs sind, ist auch interessant, dass Peplink optional eSIM und ein SIM-Injector-Zubehör anbietet, mit dem man bis zu 8 SIMs ferngesteuert verwalten kann. Die Transit Duo ist ein bewährtes Arbeitstier bei vielen Streaming-Profis, wenn auch LTE-basiert. (Es gibt auch eine 5G-Variante, s.u. bei High-End).
  • Cradlepoint oder Sierra Wireless (Enterprise-Modelle): In der Mittelklasse sollte man auch Enterprise-Mobilrouter erwähnen, wie sie z.B. von Cradlepoint (Ericsson) oder Sierra Wireless (AirLink-Serie) angeboten werden. Diese richten sich zwar primär an Firmen, Polizei, ÖPNV etc., werden aber manchmal zweckentfremdet fürs Streaming. Ein Beispiel ist der Cradlepoint COR IBR900 – ein sehr robuster Mobilrouter mit Gigabit-LTE-Modem (Cat.18) und der Möglichkeit, per USB noch ein zweites Modem anzuschließen. Oder das Sierra Wireless AirLink MP70, ein für Fahrzeuge konzipierter LTE-Advanced Router mit dualen SIM-Slots (einem Modem) und hoher Zuverlässigkeit. Diese Geräte unterstützen Multi-WAN und VPN, sodass man theoretisch mit einem zusätzlichen Modem bzw. via WLAN-WAN auch Bonding-Lösungen umsetzen kann. Allerdings liefern Hersteller wie Cradlepoint ihre Funktionen oft im Rahmen von Cloud-Abos (NetCloud) aus und erwarten professionelle IT-Konfiguration. Preislich liegen solche Router meist um 1000 € (plus Lizenzkosten). Für den typischen IRL-Streamer sind sie nur interessant, wenn man vielleicht gebraucht günstig drankommt oder bereits Erfahrung damit hat – ansonsten bieten dedizierte Bonding-Router (wie Peplink) mehr out-of-the-box. Wir erwähnen sie der Vollständigkeit halber: Qualitativ sind Cradlepoint & Sierra top (sehr langlebig, für 24/7 Betrieb), aber die Benutzerfreundlichkeit für Bonding ist nicht so hoch wie bei Streaming-orientierten Lösungen. Wer jedoch einen solchen Router hat, kann mit etwas Aufwand via Software-Bonding (MPTCP etc.) auch damit arbeiten.
  • Teltonika RUTX50 (5G) in Kombination: Ein einzelner 5G-Router hat zwar nicht mehrere simultane Modems, aber in der Mittelklasse sei kurz der Teltonika RUTX50 genannt. Dieser Router (~500 €) bietet Dual-SIM (Failover) mit einem 5G-Modem (Cat.20 LTE, Sub-6 GHz 5G) und sehr hohe mögliche Datenraten (bis zu 3,3 Gbps Download im 5G SA/NSA, ca. 900 Mbps Upload unter optimalen Bedingungen). Für sich allein kann er kein Bonding, aber manche fortgeschrittene Nutzer kombinieren zwei solcher Geräte oder einen RUTX50 mit einem RUTX12, um darüber per externe Bonding-Software doch mehrere Verbindungen zu bündeln (z.B. 5G + LTE). Der RUTX50 kommt ebenfalls mit Wi-Fi 5, Gigabit-Ports und Teltonikas bekanntem RutOS. Wenn Sie also zukunftssicher auf 5G setzen wollen, aber (noch) kein Multi-5G-Bonding-Budget haben, könnte ein RUTX50 zusammen mit einem zweiten 4G-Router eine flexible Lösung sein. Allerdings erhöht das die Komplexität (zwei Geräte statt einem Multimodem-Gerät). Daher greifen viele lieber gleich zu einem professionellen Multi-5G-Router – die kommen jetzt in der High-End-Klasse.

High-End und professionelle Geräte

Jetzt geht es in den Bereich der High-End-Lösungen, die für professionelles Streaming, Übertragungswagen oder Broadcaster konzipiert sind. Diese Geräte bieten die maximale Leistung und Zuverlässigkeit, haben oft 3–8 gleichzeitige Verbindungen, unterstützen modernste Mobilfunkstandards und bringen meist integrierte Bonding-Protokolle mit. Allerdings sind sie kostspielig – Preise im vier- bis fünfstelligen Bereich sind hier keine Seltenheit. Für große Content-Creator oder Firmen, die mit Streams Geld verdienen, kann sich die Investition lohnen, da diese Lösungen „produktionstauglich“ sind. Wir unterscheiden hier zwei Typen: a) Multi-SIM-Router für allgemeine Daten (SD-WAN) und b) spezialisierte Streaming-Encoder mit Bonding. Oft überschneiden sich die Kategorien, da Streaming-Geräte ebenfalls Router-Funktion haben. Hier einige der prominentesten Profi-Lösungen:

  • Peplink MAX HD4/HD2 und MBX (Multi-Modem-Router): In Peplinks Portfolio stehen über der Transit-Serie die HD-Serie und MBX-Serie, die auf maximale Multi-WAN-Performance ausgelegt sind. Der MAX HD2 hat zwei LTE-A Modems (vergleichbar mit Transit Duo, aber noch robusteres Gehäuse, teils mit Mediencache), der MAX HD4 bringt vier Mobilfunkmodule mit. Es gibt Varianten mit LTE-A, LTE-A Pro und inzwischen auch 5G-Modems (MAX HD4 MBX 5G). Diese Geräte können also bis zu vier SIM-Verbindungen gleichzeitig bündeln und bieten dabei noch weitere WAN-Schnittstellen (Satellit, WLAN-WAN, Ethernet). Mit SpeedFusion lassen sich somit z.B. vier unterschiedliche Provider gleichzeitig nutzen – die Ausfallsicherheit ist enorm, und die kumulierte Bandbreite reicht auch für anspruchsvollste Übertragungen. Die HD4/MBX-Router werden oft in Übertragungsfahrzeugen, Bussen oder Events eingesetzt, wo man vielen Nutzern oder einem Livestream eine ausfallsichere Leitung bereitstellen muss. Sie verfügen über zahlreiche Antennenanschlüsse (für jedes Modem MIMO), manchmal auch modulare Modem-Slots (wechselbar). Als Streamer mit Rucksack würde man so ein Gerät eher nicht herumtragen (zumal Leistungsaufnahme und Größe hoch sind), aber stationär oder im Fahrzeug könnte man es betreiben. Der Preis ist hoch: Ein MAX HD4 MBX mit 5G liegt bei rund 10.000–12.000 € (mit vier 5G-Modems), selbst die LTE-Versionen kosten mehrere Tausend Euro. Dafür gibt es keine Kompromisse: 2,5 Gbit Durchsatz, volle SD-WAN-Funktionen, VPN, duale redundante Netzeingänge, alles was das Herz begehrt. Für die meisten einzelnen IRL-Streamer ist das überdimensioniert – aber es zeigt, was technisch möglich ist. Falls Sie vorhaben, beispielsweise bei Festivals als Dienstleister Streams anzubieten oder mobile Regie zu machen, könnten diese Geräte in Betracht kommen.
  • LiveU Solo und LiveU-Profi-Encoder (LU-Serie): LiveU ist quasi der Goldstandard in der TV-Branche für mobile Videoübertragung über zellulare Netze. Für Streamer wurde speziell der LiveU Solo entwickelt – ein kompakter Bonding-Video-Encoder, der bis zu zwei USB-Modems und eine WLAN/Ethernet-Verbindung bündeln konnte. Er ermöglicht es, eine HDMI-Kamera oder -Quelle anzuschließen und direkt per LiveU Reliable Transport (LRT™) ins Internet zu streamen. Der neuere LiveU Solo PRO geht noch weiter: Er unterstützt bis zu 4 externe Modems gleichzeitig (über USB) plus WLAN und LAN, insgesamt also bis zu 6 Verbindungen im Bonding. Die Videoencodecs sind hochwertig (H.264 und HEVC), und man kann damit sogar 4K-Video mit ~20 Mbit/s streamen. Der Clou: LiveU betreibt ein Cloud-Service, an den diese Encoder senden. Man benötigt ein Abo für den LiveU LRT Cloud-Service, damit das Bonding funktioniert – oder kauft einen eigenen Server/Receiver (der kostet aber ebenfalls einiges). Für Streamer bietet LiveU auch Daten-SIM-Bundles („Solo Connect“) an, die auf mehreren Netzen Traffic bereitstellen. Der LiveU Solo (ältere Version) kostete um die 1000 €, der Solo PRO liegt bei etwa 1400 € (nur Gerät). Dazu kommen evtl. ~50–100 € pro Monat für den Service (je nach Paket) und die Datenkosten. Die Professional-Line von LiveU, etwa der LiveU LU800 oder LU300-Sender, sprengt dann endgültig den Rahmen: Diese Geräte (koffer- oder rucksackbasiert) haben integrierte modems (oft 6–8 interne 4G/5G Modems) und werden z.B. von Nachrichtenreportern genutzt. Sie kosten leicht über 10.000 € und werden meist mit Service-Vertrag vermietet. Für den ambitionierten IRL-Streamer ist vor allem der LiveU Solo/Solo PRO interessant, weil er speziell für Streaming zu YouTube, Twitch etc. entwickelt wurde und eine einfache Web-Konfiguration bietet. Vorteil: sehr zuverlässiges Bonding-Protokoll, dynamische Bitratenanpassung bei Engpässen, Akku-Betrieb (über externe Battery-Packs), und großer Name. Nachteil sind die laufenden Kosten und dass man auf LiveUs Infrastruktur angewiesen ist. Dennoch: Viele erfolgreiche IRL-Streamer (auch einige berühmte Twitch-Streamer) setzen auf LiveU-Technik, weil sie sich bewährt hat.
  • Teradek VidiU Go / Teradek Bond: Teradek ist ein weiterer Anbieter im Broadcast-Bereich. Mit dem VidiU Go bietet Teradek einen tragbaren Encoder an, der zwei 4G/LTE-Modems (sogenannte Teradek Node II) plus WiFi/Ethernet kombinieren kann. Teradek nutzt hierfür die Plattform Core (eine Cloud zum Bonding, Transcoding und Verwalten der Streams). Ähnlich wie LiveU zielt der VidiU Go auf semiprofessionelle Anwendungen: Er hat HDMI und SDI Eingänge fürs Videobild, unterstützt H.264/HEVC und streamt an diverse Dienste. Der Preis liegt bei etwa 1.500 € für das Gerät allein; oft wird ein Deluxe Kit mit 2 Modems und $500 Core-Credits für rund 2.400 € angeboten. Die laufenden Kosten fallen für den Core Cloud-Service an – dieser kann monatlich oder auf Stundenbasis gebucht werden. Teradek hat auch größere Bonding-Lösungen: z.B. den Teradek Bond Backpack, der bis zu 4 oder mehr Modems unterstützt (ähnlich LiveU, ebenfalls teuer) oder die neuere Wave (Monitor/Encoder mit optionalem Mobilfunk-Bonding via Sharelink-Service). Für IRL-Streaming sind Teradek-Geräte eine Alternative, wenn man z.B. Wert auf SDI-Eingang legt oder bereits im Videoproduktionsbereich unterwegs ist. Allerdings sind sie im deutschen Raum etwas weniger verbreitet als LiveU. Die Performance ist mit LiveU vergleichbar; Teradek wirbt mit sehr niedrigen Latenzen und der Möglichkeit, mehrere Ziele parallel zu beliefern via Core. Unterm Strich: Wer ein all-in-one Encoder+Bonding-Gerät will, kann LiveU Solo PRO und Teradek VidiU Go vergleichen – beide um 1000–1500 € plus Service – und schauen, welches besser ins eigene Setup passt.
  • MiNE Media Q8 Bonding Encoder: Ein neuerer Player speziell für Streamer ist MiNE Media. Deren Modell Q8 ist ein tragbares Gerät, das in Funktion dem LiveU Solo PRO ähnelt: 4 SIM-Slots (intern), 5G-Unterstützung, Akku integriert (ca. 3–5 Stunden Laufzeit) und direktes Encoding von HDMI/SDI-Video. Die Besonderheit: MiNE Media kommt aus China und versucht, eine kostengünstigere Lösung ohne hohe Servicegebühren anzubieten. Der Q8 (in 4G oder 5G Variante) kostet ungefähr 1500–1800 € und beinhaltet die Bonding-Funktionalität im Gerät. Die Streams können über eigene Serversoftware oder Dienste von MiNE verarbeitet werden – teils sind einfache Cloud-Relays im Preis inbegriffen oder gegen geringere Gebühr nutzbar. In der Praxis bedeutet das: Der Q8 kann bis zu 4 Mobilfunkverbindungen bündeln, das Signal per SRT-Protokoll oder RTMP an einen Server senden, der das dann an z.B. Twitch weitergibt. Diese Lösung ist interessant für Streamer, die unabhängig von den großen Anbietern sein wollen. Allerdings muss man sich etwas einarbeiten; der Support und die Community sind kleiner als bei LiveU/Teradek. Es existieren auch Modelle wie MiNE R8, ein noch umfangreicheres Gerät mit mehreren Kameraeingängen – aber das liegt preislich jenseits 4000 € und richtet sich an Live-Regie. Der MiNE Q8 hingegen kann eine kostengünstige Profi-Alternative sein: Man spart laufende Kosten, hat alles in einem Gerät, benötigt aber eigene SIM-Karten mit Datenvolumen. Für technisch versierte Streamer mit Anspruch an komplett eigenverantwortliches Streaming-Setup könnte MiNE die richtige Wahl sein.
  • Mushroom Networks Portabella: Für enterprise-Kunden und Veranstalter sei noch Mushroom Networks erwähnt. Deren Portabella-Serie sind Broadband Bonding Appliances, die speziell dafür entwickelt wurden, viele zellulare Links zu bündeln. So gibt es Modelle, die bis zu 8 SIM-Karten aufnehmen können. Mushroom Networks nutzt ein eigenes packet-level bonding und bietet optional einen Bonding-Cloud-Service (BBS) an, ähnlich SpeedFusion. Ein Portabella kann z.B. im Übertragungswagen mehrere LTE/5G-Sticks aufnehmen und aggregiert dann die Bandbreite. Diese Geräte sind hochgradig zuverlässig und können auch andere WANs einbinden (DSL, Starlink, etc.), sind aber eher sperrig (19“ oder kleine Boxen) und brauchen eine externe Stromversorgung. Kostenmäßig bewegen wir uns auch hier schnell bei einigen tausend Euro plus ggf. Servicevertrag. Für IRL-Streaming im Rucksack sind sie weniger gedacht – eher für „Internet zum Mitnehmen“ für Produktionen. Wenn Sie z.B. ein größeres Event live streamen wollen mit minimalem Risiko, könnte ein Mushroom-Gerät mit gemieteten SIMs aller Netze eine Lösung sein. Für die allermeisten Einzelstreamer ist es aber zu viel des Guten (und zu teuer).
  • Viprinet Multichannel VPN Router: Als historische Anmerkung: Viprinet aus Deutschland war einer der Pioniere im Bonding-Bereich. Deren Multichannel VPN Router konnten schon vor über 10 Jahren bis zu 6 verschiedene WAN-Leitungen bündeln (DSL, UMTS, LTE etc.) mittels VPN-Tunnel zu einem zentralen Hub. Einige Produktionsfirmen nutzten Viprinet, um z.B. Übertragungswagen mit Internet zu versorgen. Heute spielt Viprinet auf dem Massenmarkt kaum noch eine Rolle, auch weil die Hardware teuer und das System proprietär ist. Es funktioniert aber nach wie vor – man benötigt immer ein Router-Paar (Außeneinheit + Hub). Preise lagen ebenfalls im hohen vierstelligen Bereich für ein Set. Der Grund, das hier zu erwähnen: Vielleicht stoßen Sie auf dem Gebrauchtmarkt auf einen Viprinet 310 oder 2620 Router – diese lassen sich durchaus noch nutzen, aber die Einrichtung und vor allem der Bedarf eines festen Gegenstücks machen es umständlich. Moderne Lösungen wie Peplink oder openSource-Bonding haben Viprinet etwas den Rang abgelaufen. Für den normalen Kauf in 2025 sind Viprinet-Geräte eher kein Thema mehr, außer man hat spezielle Firmenanforderungen.

Zusammenfassend kann man sagen: Im High-End-Bereich bekommt man für entsprechendes Geld maximale Redundanz und höchste bitrates. Ob man einen dedizierten Bonding-Router (wie Peplink HD4) nimmt und daran sein Streaming-Equipment hängt, oder gleich eine Kamera-Backpack-Lösung (LiveU, Teradek, MiNE) wählt, hängt vom Anwendungsfall ab. Viele IRL-Streamer bevorzugen die All-in-One-Encoder, da sie weniger Kabelsalat haben – Kamera direkt an, und los. Andere, die vielleicht mit einem Laptop oder einer Broadcasting-Software vor Ort streamen, setzen lieber einen Multi-SIM-Router als „virtuelles Breitband“ ein und speisen das in ihren Computer ein. Beide Wege führen ans Ziel – wichtig ist, dass die Verbindung stabil bleibt.

Fazit und Tipps zum Kauf

Die Wahl des richtigen mobilen 4G/5G-Bonding-Routers hängt stark von Ihrem Budget und Ihrem Einsatzzweck ab. Für Einsteiger reicht oft schon ein Dual-LTE-Router wie der Teltonika RUTX12 in Kombination mit cleveren Datentarifen, um deutliche Verbesserungen gegenüber einem einzelnen Handy-Hotspot zu erzielen. Wer regelmäßig streamt und etwas mehr investieren kann, findet in Geräten wie dem Pepwave MAX Transit Duo leistungsfähige Partner, die auch in schwierigeren Bedingungen standhalten. Und für professionelle Anwendungen oder geschäftskritische Streams stehen mit LiveU & Co. sowie Multi-5G-Routern sämtliche Türen offen – hier spielt Geld meist eine untergeordnete Rolle gegenüber Zuverlässigkeit.

Achten Sie beim Kauf auf die genannten Kriterien: Anzahl der Modems (gleichzeitig nutzbar!), Unterstützung moderner Standards, Möglichkeit zur externen Antenne und Stromversorgung im Feld. Lesen Sie Erfahrungsberichte anderer IRL-Streamer – die Community teilt oft wertvolle Hinweise, welche Hardware sich bewährt. Planen Sie auch die laufenden Kosten für SIM-Karten ein: Eine Bonding-Lösung entfaltet ihren Nutzen erst, wenn man auch genügend Datenvolumen aus mehreren Netzen einspeisen kann. Es empfiehlt sich, SIM-Karten von verschiedenen Anbietern zu verwenden – so erhöht sich die Chance, dass immer mindestens ein Netz guten Empfang hat. In Deutschland z.B. Telekom, Vodafone und Telefónica (O2) zu mischen, ist sinnvoll.

Falls möglich, testen Sie Ihre Lösung vor dem großen Einsatz: Führen Sie Probestreams an Orten durch, wo Sie später live gehen wollen. Prüfen Sie, ob das automatische Failover klappt, ob die Bonding-Software sauber aggregiert und wie die Akkulaufzeit Ihrer gesamten Ausrüstung ist (Router + Kamera + Zubehör). Packen Sie immer genug Powerbanks/Ersatzakkus ein, da Bonding-Router durch die vielen Funkmodule stromhungrig sind.

Mit der richtigen Ausrüstung im Rucksack können Sie schließlich nahezu überall live streamen: Ob mitten in der Innenstadt, im ländlichen Gebiet oder in einem fahrenden Fahrzeug – mehrere gebündelte 4G/5G-Verbindungen sichern Ihren Stream gegen Ausfälle ab. Die Investition in einen Multi-SIM-Bonding-Router kann sich also schnell bezahlt machen, wenn dadurch Ihr Publikum ohne Unterbrechung mit auf Ihre IRL-Abenteuer genommen wird. Wir wünschen viel Erfolg beim Streamen und stets „grünes Netz“ auf allen SIM-Karten!

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